Wie funktioniert traditioneller Reisanbau?
Reisanbau generell ist ein überaus komplexer Vorgang, der oft – und das dürfte bekannt sein – eine große Menge Wasser, Ackerfläche und die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Farmern benötigt. Weltweit wird immer noch der übergroße Anteil des geernteten Reises in Asien angebaut, obwohl es mittlerweile auch zahlreiche Initiativen in den USA, Afrika und Europa gibt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei möglichen Anbauformen: Dem Nassreisanbau und dem Trockenreisanbau. Welche Form genutzt wird, hängt vor allem von der Gegend und den jeweiligen klimatischen Bedingungen ab.
Wie funktioniert „Nass“ Reisanbau
Für den Nassreisanbau werden die Felder, traditionell sogar noch von Wasserbüffeln, durchpflügt und das Saatgut in der Erde platziert. Anschließend werden die Felder mit Wasser geflutet. Hierbei werden pro Kilogramm Reis ca. 3000 bis 5000 Liter Wasser benötigt. Erst kurz vor der Ernte werden die Felder Stück für Stück entwässert und der Reis getrocknet und gereinigt, um anschließend in Reismühlen für den Transport und die Weiterverarbeitung präpariert zu werden. Viele der Arbeitsschritte im asiatischen Raum werden noch traditionell von Hand gemacht: Die Felder werden mit einer Sichel geerntet und per Hand zu Garben zusammengebunden. Oft wird diese Arbeit von der Gemeinschaft eines ganzen Dorfes gemeinsam bewältigt und wäre ohne den Zusammenhalt einer größeren Gruppe undenkbar. Auch die Bewässerung der riesigen Feldflächen erfolgt, zum Beispiel in Nepal, China und auf den Philippinen, noch mithilfe 3000 Jahre alter Reisterrassen, die in die Berglandschaft hineingebaut sind und für ein natürliches Kanal- und Bewässerungssystem sorgen. Ein zusätzlicher Effekt der kontinuierlichen Bewässerung: Der Reis wird von Schädlingen und Ungeziefer ferngehalten und kann natürlich gedeihen.
Wie funktioniert „Trocken“ Reisanbau
Weltweit werden etwa 13 % der Reisfelder im Trockenanbau bewirtschaftet, vor allem in Afrika und Lateinamerika. Dabei erfolgt die Wasserzufuhr durch Regenfälle, die dann für den Reisanbau genutzt werden. Bevor der Monsun beginnt, wird der Reis wie Getreide trocken gesät oder junger Reis, der in Saatbeeten herangezogen wurde, auf den Feldern ausgepflanzt. Durch den Regen werden die Felder überschwemmt, die täglichen Regenfälle sorgen für eine regelmäßige Wasserzufuhr. Nach der Regenzeit trocknen die Felder, der Reis wächst und reift. Nach etwa sechs Monaten wird er geerntet. Vielfach wird der Boden nicht gepflügt, die neue Aussaat nach der Ernte wird mit Reisstroh bedeckt, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Trockenreis kann in einer Höhe bis zu 2000 Meter angebaut werden.
Das Problem ist aber, dass der Trockenreisanbau ist bei Weitem nicht so ertragreich wie der Nassreisanbau, damit wird der Reis deutlich teurer in der Produktion Beim Trockenreisanbau wird das Unkraut mit Herbiziden bekämpft
Ein weiteres Problem, das derzeit beim Reisanbau in Südostasien entsteht, ist die Verschiebung der Regenperioden. Zur Zeit der Aussaat ist es so trocken, dass künstlich bewässert werden muss und vor der Ernte muss
das im Feld stehende Wasser abgepumpt werden.
Verändert Reisanbau die kulturelle Mentalität eines Landes?
Die traditionelle Anbauweise von Reis, speziell vom Nassreisanbau, hat Forscher sogar soweit gehen lassen zu vermuten, dass die unterschiedlichen Anbautechniken von Reis und Weizen nicht nur die Agrarkultur der jeweiligen Länder, sondern auch ihre kulturelle Identität nachhaltig beeinflusst hat: Während beim traditionellen Anbau von Weizen vor allem klimatisch günstige Bedingungen und der richtige Standort eine wichtige Rolle spielen, wozu sich ein geschicktes Handeln des Bauern nur noch hinzugesellen muss, ist beim Reisanbau der Zusammenhalt einer ganzen Gruppe oder Dorfgemeinschaft unabdingbar: Nur so können die riesigen Reisfelder gewinnbringend bewirtschaftet werden. Eine Untersuchung entlang der chinesischen Reis-Weizen-Grenze ergab, dass die Bewohner der jeweiligen Gebiete je unterschiedliche Erfolgsstrategien zu ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit ausgebildet hatten: Während Weizenbauer individualistischer und singularistischer agieren, sind Reisbauern auf Kooperation und Gemeinschaftsorientierung angewiesen. Interessant wäre, inwieweit sich diese agrikulturellen Notwendigkeiten auch auf eine kulturelle Grundorientierung ausgewirkt haben.